Wenn das offene Prinzip im "Chaos" endet, wie mancherorts diese Form der Arbeit kritisiert wird, ist sie in ungenügender
Vorgehensweise umgesetzt worden. Berücksichtigt und agiert man sorgfältig, die Kriterien dieses Prinzips, kann von Chaos keine Rede sein.
Eher von einem Erfahrungsgewinn für alle Beteiligten.
In seinem Buch "Offener Kindergarten konkret" beschreibt Gerhard Regel wie kindgemäß, lebensnah, ganzheitlich und komplex
pädagogische Arbeit ist, wenn sie sich am offenen Prinzip orientiert.
Im Buch zu finden sind, neben fachlich umfassenden Information über das offene Prinzip und die Formen seiner Umsetzung auch eine
Vielzahl praktischer Beispiele von Einrichtungen im Rahmen ihrer strukturellen Möglichkeiten.
Leitfrage: Bin ich offen dafür, daß Pädagogik sich auch wandeln muß, wenn die Lebensverhältnisse von Kindern sich ändern? Bin ich offen dafür, daß pädagogische Ansätze und Konzepte nie etwas Dauerndes und Endgültiges sind?
Leitfrage: Bin ich offen dafür, daß System des eigenen Kindergartens zu reflektieren und schrittweise oder radikal im Diskurs mit allen Beteiligten zu verändern, um Anpassungen an die heutigen Lebensverhältnisse von Kindern zu vollziehen? (Die Pädagogik den Bedürfnissen der Kinder anpassen.)
Leitfrage: Bin ich aufgeschlossen und offen für Erfahrungen anderer? Bin ich neugierig auf das, was andere erproben? Will ich Erfahrungen anderer als Anregung aufnehmen, ohne mich unter Druck zu setzen, es genauso machen zu müssen?
Leitfrage:Bin ich für theoretische Erkenntnisse offen, die mir und den KollegInnen vertiefte Vorstellungen über kindgemäßes Lernen und kindgemäße Entwicklung ermöglichen?
Leitfrage: Reizt es mich, offen auf Neues zuzugehen, etwas zu wagen, bei dem ich nicht weiß, zu welchen vielfältigen Erfahrungen ich
kommen kann und welches Auf und Ab es dabei zu bewältigen gibt.
Wer auf diesen Prozess setzt, muß seinen Lebenskräften und denen von Kindern, Mitarbeitern und Eltern trauen. Er muß immer wieder
Inne halten, um zu erkennen, ob der eingeschlagene Weg der Richtige ist.
Leitfrage: Bin ich offen, mich persönlich zu verändern und bin ich bereit, an mir zu arbeiten? Liebgewonnenes Denken und Handeln wird relativiert oder muß sogar verabschiedet werden. (Gespräche und Reflexionen helfen)
Leitfrage: Bin ich bereit, offen auf meine KollegInnen zuzugehen, Unterschiede wahrzunehmen und zuzulassen, mit ihnen zu einer kooperativen Arbeitsgruppe zusammenzuwachsen. Was bin ich bereit zu geben?
Leitfrage: Bin ich offen für Kinder, so wie sie mir und den anderen entgegenkommen, offen für die Besonderheiten ihrer Lebensgeschichte und Lebenssituation? Bin ich zu einer bedürfnisorientierten Pädagogik bereit und will ich besondere Entwicklungsbedürfnisse bei einzelnen Kindern berücksichtigen und angemessen unterstützend und - fördernd tätig werden?
Leitfrage: Bin ich offen für andere Meinungen und Absichten der Eltern, offen für Auseinanderstzungen und Verständigung, für die Ängste, dass Kinder nicht genug lernen könnten, wenn dem Spiel Priorität eingeräumt wird?
Leitfrage: Bin ich offen für andere Ansichten von Trägern und bereit, zur offenen Auseinandersetzung. Will ich mich ggfs. für bessere Bedingungen einsetzen?
Leitfrage: Bin ich offen, Anwalt des Kindes zu sein und hierfür politische Aktivitäten zusammen mit anderen durchzuführen, um dadurch
Verbesserungen für Kinder zu erreichen oder Verschlechterungen entgegenzuwirken.
Oft führt nur die Beharrlichkeit über Jahre zum Ziel!
Quelle:
Offener Kindergarten konkret
von Gerhard Regel
EB-Verlag Hamburg
http://www.ebverlag.de