Spielrezensionen
Der kleine Medicus
von Kai Haverkamp und Dietrich Grönemeyer
Verlag: Kosmos
Erscheinungsdatum: 2007
Alter: ab 8 Jahren
2 - 5 Spieler
Spieldauer: ca. 40 Minuten
Preis: 29,99 € UVP
Inhalt:
Großer Spielplan, Codebuch, 54 Zielkarten, 16 Abhörkarten, 5 Spielfiguren mit Stellfüßen, 1 kleines Spielbrett als
Zählleiste, 6 Spielchips aus Pappe, 16 Spielchips aus Kunststoff
Spielidee und Spielverlauf:
Das gleichnamige Spiel zum erfolgreichen Buch von Dietrich Grönemeyer.
Der boshafte Professor Götz von Schlotter hat den Mini-Roboter Gobbot entwickelt und ihn in die Blutbahn von Nanolinos Großvater eingeschleust.
Dort setzt er ein gefährliches Virus aus.
Von der Idee her ist das Spiel dem alten Ravensburger Spiel "Scotland Yard" ähnlich.
Ein Spieler übernimmt die Rolle des Gobbot. Alle anderen Spieler stellen ihre Spielfiguren irgendwo auf das Spielfeld. Der Gobbot sucht
sich nun einen Punkt auf dem großen Spielplan aus und nimmt die dazu gehörige Zielkarte. Die Figur stellt er natürlich nicht aufs
Spielfeld, da die anderen ja versuchen sollen ihn aufzuspüren.
Die Verfolger versuchen gemeinsam mit Hilfe von leichten, mittleren oder schwierigen Hinweisen, die unterschiedlich hohe Energie verbrauchen,
herauszufinden, wo Gobbot sich befindet. Außerdem können noch Aktionskarten ausgespielt werden, bei denen Aktivaufgaben erledigt werden
müssen.
Der Gobbot wechselt nach jedem Vorlesen sein Feld, wobei er sich auf den roten und blauen Adern fortbewegt, während die Verfolger nur die Roten
nutzen dürfen um sich an Gobbot heranzupirschen.
Wenn ein Verfolger auf das Feld des Gobbots kommt, so ist dieser entdeckt und die Runde endet. Nun übernimmt der nächste Spieler die Rolle
des Gobbot.
Das Spiel endet, sobald jedeR MitspielerIn einmal die Rolle des Gobbots hatte. Sieger ist der/die SpielerIn mit den meisten Punkten auf der
Zählleiste.
Die Spieler nehmen die Verfolgung von Gobbot auf. Wo versteckt sich der böse Mini-Roboter?
Ziel des Spiels:
Auf spielerische Weise soll Wissen über den Körper und das Thema Gesundheit vermittelt werden und bei den Aktionsaufgaben werden dazu
noch körperliche Aufgaben gestellt.
Die Spieler erhalten Hinweise auf Gobbot´s Aufenthaltsort, die sie gemeinsam entschlüsseln. Schaffen sie es den bösen Gobbot zu fangen?
Bewertung:
Beim Auspacken fiel als erstes die von Kosmos gewohnt gute und stabile Außenverpackung auf. Das Coverbild ist das des bereits bekannten
Buches, so dass ein hoher Wiedererkennungswert besteht.
Auch das Spielfeld bzw. die Spielfelder sind aus dickem Karton und gut verarbeitet. Der Druck auf Spielfeldern, Spielfiguren und im
Codebuch ist ebenfalls in gewohnt guter Qualität.
Nach diesem sehr angenehmen ersten Eindruck war ich jedoch enttäuscht über die Verarbeitung der "Innenausstattung" der
Spielschachtel…
Es gibt nur ein Fach ohne jede Unterteilung, in dem die Spielutensilien aufbewahrt werden sollen. Nicht einmal für die vielen Karten
gibt es ein Fach, damit sie nicht quer durch die Schachtel fliegen. Die Spielchips wurden in kleinen Wegwerf-Plastiktütchen geliefert,
die sich nicht zum Aufbewahren eignen. So fliegen auch diese nach dem ersten Auspacken durch die Kiste und ein Verlust ist somit bereits
vorprogrammiert.
Originalzustand...
Schöner wären hier wieder verschließbare Plastiktütchen (Reißverschlussbeutel), wie sie mittlerweile schon bei vielen "billigen"
Spielen beigelegt werden. Damit ist die Spielfreude nicht auf Grund von schnell verloren gegangenem Spielmaterial gleich dahin. Zumal
es sich hierbei um einen "Cent-Artikel" handelt…
So könnte es aussehen...
Hinzu kommt, dass die an den Knickkanten zum leichteren Falten perforierte Inneneinteilung aus sehr dünner Pappe besteht. An diesen
Kanten war die Pappe bereits beim ersten Auspacken kaputt, wie man auf den Fotos erkennen kann.
Inneneinteilung...
Das Codebuch ist sehr schön illustriert, doch leider ist das Buch - besonders für Kinderhände - recht unhandlich. Es ist im Querformat
in beinahe DIN A4-Größe gehalten und ohne festen Einband. Da das Buch während des Spiels ständig vom Gobbot benötigt wird um die
Informationen zu den einzelnen Zielkarten vorzulesen und die anderen Mitspieler nicht sehen sollten, wo der Gobbot ist, ist es ungünstig,
dass das Buch auf Grund seiner Beschaffenheit sehr leicht nach hinten umknickt.
Wenn das Spiel sehr oft gespielt wird, werden so Knicke und Risse nicht zu vermeiden sein - schade!
Die Spielfiguren sind aus dicker Pappe hergestellt und mit Stellfüßen aus Kunststoff versehen und sehen recht ansprechend aus. Man
sollte hier - wie bei allen Spielfiguren aus Pappe - darauf achten, dass sie nicht nach jedem Spiel auseinandergebaut werden, damit sie
lange halten.
Doch nun zum eigentlichen Spiel…
Die Anleitung lässt zu Beginn noch einige Fragen offen, die sich aber größtenteils im Laufe des Spiels klären.
Ein Punkt, der sich nicht klärte, war, warum der Gobbot vor Spielbeginn die Zielkarten mischen soll?
Nachdem sie gemischt sind, soll er sich die Karte raussuchen, die zu seinem Startfeld gehört und während des Spiels muss er ständig
die aktuelle Karte zu seinem Standort heraussuchen. Wäre es nicht sinnvoller die Karten entweder alphabetisch zu sortieren oder diese sogar
mit Nummern zu versehen, die man auch auf das Spielfeld zu den jeweiligen Körperteilen ergänzt?
Das würde während des Spiels einige Suchzeit ersparen.
Gut sind die Seitenangaben auf den Zielkarten, was die Spieler die entsprechende Seite im Codebuch schnell finden lässt.
Teilweise ist der Text gerade für jüngere Kindern etwas zu viel zu lesen und manchmal durch einzelne Fachausdrücke eben auch schwierig.
Ansonsten finde ich es gerade gut, dass die Leseförderung quasi "so nebenbei" abfällt.
Die Texte sind weitgehend kindgerecht geschrieben und die oben erwähnten Fachausdrücke halten sich durchaus in Grenzen.
Durch das Spiel können Kinder viel über den Körper lernen und dabei kann es sicher nicht schaden, wenn man den ein oder anderen Begriff
einmal hört und sich dieser spielerisch ins Gedächtnis setzt.
Sehr gut gefallen mir die Aktionsaufgaben! Hier geht es um Gleichgewicht und Geschicklichkeit, aber auch um Kondition und Körperhaltung
und es werden ebenfalls richtige Turnübungen - teilweise sogar als kleiner Wettkampf - verlangt. So sitzen die Kinder nicht nur am
Tisch, sondern haben die Möglichkeit sich zu bewegen. Eher ruhige Kinder werden so zur Bewegung motiviert und den "Zappeligen", die
sich sonst mit einem Tischspiel eher schwer tun, wird so die Spielzeit nicht zu lang.
Bei den Abhörkarten ist es für mich teilweise nicht ersichtlich, wie die Energiepunkte verteilt wurden…
Bei Hinweisen, die weniger Energiepunkte kosten, gingen wir eigentlich davon aus, dass diese dafür auch weniger Informationen enthielten.
Doch teilweise sind auch diese Hinweise so eindeutig, dass es wenige Zweifel gibt, wo sich Gobbot gerade aufhält. Dies gibt dem Gobbot
wenig Spielraum, so dass er leicht auffindbar ist, was der Spannung ein wenig Abbruch tut.
Der kleine Medicus fördert das logische Denken, indem die Verfolger überlegen müssen, welchen Weg der Gobbot gegangen sein könnte
und wie man ihm am besten den Weg abschneiden bzw. ihn stellen kann. Der Gobbot sollte möglichst ein paar Züge im Voraus denken, um
Wege zu nehmen, auf denen die Verfolger ihm nicht so leicht folgen können.
Ausgesprochen gut finde ich, dass die Verfolger sich absprechen müssen - oder zumindest sollten - um Gobbot zu finden und ihn zu stellen.
Dies fördert zum einen die Kommunikationsfähigkeit und den Teamgeist und es kommt dem Sozialverhalten zu Gute, dass es nach jeder Runde
gemeinsame Sieger gibt - mit Ausnahme des Gobbots. Da jedoch im Laufe des Spiels alle einmal der Gobbot sind, gibt es keine echten
Außenseiter.
Einen kleinen Verbesserungsvorschlag noch zur Zählleiste: Alle TesterInnen äußerten sich dahingehend, dass es besser wäre, wenn auf
den Feldern Zahlen wären. So ist das Zählen langwierig und - wie ein Kind es nannte - "Babykram! Wenn da Zahlen drauf wären, könnte
man einfach die neu dazu kommenden Punkte addieren."
Fazit:
Alles in allem ein interessantes Spielkonzept in der guten alten Scotland-Yard-Tradition und das haben die Hortkinder in meiner Gruppe
immer sehr gerne gespielt!
Positiv sind die vielen interessanten Informationen, die spielerisch näher gebracht werden.
Einen kleinen Abzug beim Spielspaß gibt es bei älteren Kindern (ab ca. 12 Jahren) auf Grund der leichten Auffindbarkeit des Gobbots. Doch
da beim Kleinen Medicus der Gobbot bei jeder Runde wechselt wäre das Spiel ansonsten auch zu lang.
Da das Spiel jedes Mal anders abläuft, wird es nicht langweilig. Lediglich die "Profis" unter den SpielerInnen erkennen
irgendwann an den kleinsten Hinweisen, wo der Gobbot ist, aber bis dahin muss das Spiel schon sehr oft gespielt werden!
Schade, dass beim Dauereinsatz in Kinder- und Jugendgruppen das Material schnell leiden wird…
Kurz gesagt:
Eine gute Spielidee, ein interessantes Konzept, aber mit Kleinigkeiten noch verbesserungswürdig!
Rezensiert von Anna, Jens und Sophie Bordeaux
(ab), (jb) und (sb)
|