Medizin und Gesundheit
Masern - Impfen???
Ausrottung der Masern gerät in Deutschland ins Stocken
Bei der Ausrottung der Masern schneidet Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern
schlecht ab.
Während die hoch ansteckende Viruskrankheit etwa in Skandinavien und Großbritannien praktisch
eliminiert sei, ließen sich in Deutschland immer noch zu wenig Menschen impfen, sagte der Berliner
Impfexperte Gernot Rasch in einem dpa-Gespräch. "In Deutschland bleiben gegenwärtig in jedem Jahr
etwa 80.000 Kinder ungeschützt", erläuterte der Sekretär der Ständigen Impfkommission am
Robert-Koch-Institut.
Das von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufene Ziel einer weltweiten Ausrottung der Masern
sei so in Deutschland noch nicht zu erreichen. "85 bis 90 Prozent überwiegend nur einmal Geimpfte
reichen für die angestrebte Eliminierung nicht aus", sagte Rasch. "Dafür müssten 95 Prozent
aller Kinder möglichst noch vor dem dritten Lebensjahr zwei Mal geimpft werden."
Einen mangelhaften Impfschutz beobachten die Experten vor allem in zahlreichen Regionen der alten
Bundesländer. In Ostdeutschland, wo es bis zur Wende eine Impfpflicht gab, seien dagegen etwa 96 Prozent
geimpft. "Im vergangenen Jahr, in dem die Meldepflicht eingeführt wurde, wurden bundesweit etwa
6.000 Fälle von Masern registriert", sagte Rasch. Die tatsächliche Zahl liege aber ohne Zweifel
weit höher.
Vorbehalte gegen die kombinierte Masern-Mumps-Röteln-Impfung hält er nicht für berechtigt.
Zwar sei im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung vereinzelt von einer Hirnentzündung berichtet
worden. "Dies ist mit einem Fall pro einer Million Impfungen aber so selten, dass nicht einmal
ausgeschlossen ist, dass es sich dabei um zufällig gleichzeitig auftretende Hirnentzündungen durch einen
der anderen möglichen Erreger handelt", betonte Rasch.
Masern, gegen die es keine Medikamente gibt, können bakterielle Infektionen begünstigen und in einem
von tausend Fällen ebenfalls zu einer Hirnentzündung führen. Eine von 10.000 bis 20.000
Masernerkrankungen verläuft Schätzungen zufolge tödlich.
Quelle: dpa
(ab)
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