Computerspielen als Stressbewältigung - die Gefahr einer pathologischen Entwicklung
In einer Untersuchung des Zentrums für empirische pädagogische Forschung (zepf) der Universität
Koblenz-Landau, Campus Landau, wurde der Frage nachgegangen, welche Funktion das Computerspielen im
Alltag der Kinder einnimmt. Dabei zeigte sich, dass 11,3 % der N = 688 Befragten ein pathologisches
Computerspielverhalten aufweisen. Dagegen gaben 10,9% an, nur wenig oder gar nicht am Computer zu
spielen. In der Gruppe der Befragten mit krankhaftem Spielen sind Jungen überzufällig häufig vertreten.
In der Studie konnte nachgewiesen werden, dass pathologische Computerspieler in ihrer gegenwärtigen
Lebenssituation ein höheres Ausmaß an Überforderung erleben und über weniger adäquate Strategien zur
Bewältigung ihres Alltags verfügen als unauffällige Spieler und Nichtspieler.
Das Spielen am Computer scheint bei der Mehrheit dieser Kinder und Jugendlichen eine Art von
Bewältigungsstrategie zu sein. Computerspiele werden von Kindern und Jugendlichen mit einem pathologischen
Computerspielverhalten häufiger zur Stimmungsregulation eingesetzt.
Darüber hinaus sind die pathologischen Spieler in verschiedenen Lebensbereichen deutlich unzufriedener.
Insgesamt sind unter den pathologischen Computerspielern weniger Personen mit einem sicheren Bindungsstil
und mehr Personen mit einem ängstlichen Bindungsstil vertreten als unter den unauffälligen Spielern und
Nichtspielern. Als Bindungsstil bezeichnet man in diesem Kontext den Stellenwert zwischenmenschlicher
Beziehungen. Ihm wird für den Umgang mit Problemen eine wichtige Bedeutung zugeschrieben.
Pathologische Computerspieler weisen außerdem eine deutliche Präferenz für das Computerspiel World of
Warcraft auf. Dieses Spiel ist bekannt ist für seine Zeitintensität. Monatlich anfallende Gebühren, die
leichte Verfügbarkeit, "Verpflichtungen" innerhalb der Gilde sowie das Fortlaufen des
Spielgeschehens bei Abwesenheit des Spielers erzeugen eine starke Spielbindung, weshalb diesem Spiel
oftmals ein Suchtpotenzial zugesprochen wird.
Die Autoren der Studie - Nina Moormann und Prof. Jäger - betonen, dass häufiges und langes Computerspielen
alleine nicht als pathologisch aufgefasst werden kann. Auffällig wird das Computerspielverhalten erst,
wenn gleichzeitig Merkmale süchtigen Verhaltens erkennbar sind. Hierzu gehören zum Beispiel negative
Konsequenzen im schulischen und sozialen Bereich, Schwierigkeiten, das Spielen mit dem Computer
einzuschränken oder selbst zu beenden sowie körperliche Symptome wie Unruhe, Nervosität und Gereiztheit,
wenn längere Zeit nicht am Computer gespielt wird.
Der vollständige - für die allgemeine Öffentlichkeit zugängliche - Bericht steht unter der folgenden
Adresse zur Verfügung:
http://www.zepf.uni-landau.de/index.php?id=280&type=1&no_cache=1&file=914&uid=340
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Reinhold S. Jäger
Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf)
der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
Bürgerstraße 23
76829 Landau
Tel.: 06341-906-175
Fax: 06341-906-166
Email: jaeger@zepf.uni-landau.de
URL: www.zepf.uni-landau.de
(ab)
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