Musikpädagogik
Wie wichtig ist Musik für Kinder?
"Ich bin unmusikalisch."
Richtiger sollte es heißen: "Mir war es nicht vergönnt, meine Musikalität zu entwickeln und deshalb
habe ich ein schlechtes Verhältnis zu ihr."
Musik und Bewegung leistet einen unverzichtbaren Beitrag dazu, den ganzen Menschen zu bilden,
- weil alle Sinne miteinander kommunizieren,
- die Konzentrationsfähigkeit gesteigert wird,
- und zudem noch das Selbstbewusstsein und das soziale Verhalten fördern.
Kinder und Jugendliche für Musik und eigenes Musizieren zu begeistern, ist eine Aufgabe, die in der
Gesellschaft einen höheren Stellenwert bekommen muss, da
- die Musik das Gemeinschaftsgefühl stärkt, wie wir jeden Samstag in unseren Fußballstadien und
sonntags in der Kirche bemerken können.
- Kinder durch die Musik lernen ihe Gefühle zum Ausdruck bringen.
- Singen auch ein Prozess ist, der den Spracherwerb begleitet und fördert und zwar in viel stärkerem
Maße, als dies ursprünglich angenommen wurde.
Bereits direkt nach der Geburt nehmen Sie aktiv oder passiv Einfluss auf die musikalische
Entwicklung.
So können Sie dem Kind, das sich danach sehnt, sich zu erweitern, eine große Anzahl von Klängen,
Tönen und Geräuschen anbieten. Dies beginnt bereits mit den Klängen der Natur, dem Gesang der Vögel, dem
Zirpen der Grillen, dem Quaken der Frösche oder dem Wehen des Windes.
Bevor ein Kind sprechen lernt, lernt es singen. Singen Sie also mit ihm, auch wenn Sie der Meinung
sind, sie singen falsch. Singen Sie alles, was sie selbst als Lied gelernt haben, nicht nur die
Wiegenlieder. Wenn Sie Ihr Repertoire zusätzlich erweitern möchten, stehen Bücher und CD´s in großer
Auswahl zur Verfügung. Nach und nach wird Ihr Kind die Lieder mitsingen.
Ein wichtiger Tip: Das musikalische Gehör bildet sich in den ersten Jahren erst richtig aus. Deshalb kann
es sein, dass Ihr Kind zunächst falsch singt. Dies ist kein Anzeichen von Unmusikalität! Die Stimme wird
durch die Ausbildung des Gehörs erst mitgeschult.
Aber Kinder wollen nicht nur Stimme und Sprache ausbilden, Kinder wollen auch Fingerfertigkeiten
erlernen und Geräusche mit den Händen machen. Sie verfeinern damit gleichzeitig die Grob- und Feinmotorik
ihrer Hände.
Dies passiert meist beim Spiel.
Beispielsweise in der Küche, wo mit Töpfen und Topfdeckeln hantiert wird.
Hier können Klangspielzeuge unterstützen und Freude bringen. Tanzbänder, Schellenkränze, Mundharmonikas
oder Ratschen können schon für wenig Geld erworben werden und die Aufmerksamkeit des Kindes fesseln.
Neben den Klangspielzeugen können Glockenspiele und klingende Stäbe die Skala der Möglichkeiten
erweitern. Auch Klangtrommeln können bereits von den Kleinsten bedient werden.
Mit zunehmender Fingerfertigkeit können dann auch schwierigere Instrumente eingesetzt werden, die
stärker zur Hand-/Kopfkoordination und zur Hand-/Handkoordination herausfordern.
Alle diese Instrumente entstammen entweder dem Melodien oder dem Rhythmus erzeugenden
Klangspektrum.
Es ist wichtig, sowohl das Gefühl für Melodien und Harmonien, als auch das Gefühl für Rhythmus und
Tanz zu entwickeln.
Welch große Bedeutung diese musikalische Früherziehung nicht nur für die Förderung der Musikalität von
Kindern hat, sondern auch zur Unterstützung des Spracherwerbs, der emotionalen Entwicklung etc., wurde
erst in den letzten Jahrzehnten von der Musikpädagogik richtig erkannt.
Im Bereich Musik gilt grundsätzlich noch mehr als in allen anderen Bereichen:
Alles, was Ihrem Kind Spaß macht, sollte gefördert werden, denn es bereichert.
Vor einem ersten Musikunterricht steht also dem Kind bereits die Welt der Klänge und Töne weit offen.
Überforderung durch Drill und Disziplin sind im ganz jungen Alter nicht angebracht. Hilfreich kann es
sein, sich Gruppen zur musikalischen Früherziehung anzuschließen oder eine solche zu bilden. Durch den
Tausch von Instrumenten und Spielzeugen, durch gemeinsames Singen und Spielen werden auch soziale
Kompetenzen in starkem Maße gefördert.
Manche Eltern quälen sich mit Selbstbewertungen der eigenen Sangeskünste und kommen zu dem
abschließenden und vernichtenden Urteil, daß sie falsch singen (was sogar stimmen kann) und sie deshalb
unmusikalisch sind (was so garantiert nicht stimmt). Daher wird oft gar nicht mehr versucht, zu
singen.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle alle, die gerne singen möchten, sich aber nicht recht trauen, dazu
ermutigen und zudem darauf hinweisen, daß zahlreiche Hilfestellungen, Anregungen und Möglichkeiten in
Form von Büchern, CD´s oder Kindersinggruppen existieren.
Die Frage, was man denn mit den Kindern singen soll, ist angesichts fehlender eigener
Gesangserfahrungen nicht eindeutig zu beantworten. Ich möchte hier einige Wege aufzeigen, die Sie
anregen sollen, Ihren eigenen Zugang zur Musik zu suchen. Solange Ihr Kind noch nicht selbst singen
und kommunizieren kann, können Sie ihm zu allen Gelegenheiten vorsingen.
Welche Lieder? Nun, alles was sie selbst singen können, ob in deutsch, englisch oder kisuaheli ist
Ihrem Kind erst mal egal. Sie werden sich sicher noch an einige Lieder erinnern, die Ihnen als Kind
gefallen haben. Sie haben Ihre Lieblingssongs als Teenager gehabt und auch heute können Sie Ihre
Lieblingslieder meist mitsingen. Und: Warum nicht "Stille Nacht" im Hochsommer singen, wenn
Sie es singen können? Für Ihr Kind ist der Zeitpunkt zunächst einmal nicht bedeutsam, Hauptsache, es
wird mit Klängen und Tönen regelrecht gefüttert. Melodie und Rhythmik sind dabei nur zwei Aspekte ein
und desselben Vorgangs. Bewegen Sie sich deshalb - auch mit Ihrem Kind auf dem Arm oder im Tragesack -
zu Ihrem Gesang, damit Ihr Kind sein eigenes Rhythmusgefühl entwickelt.
Wenn Ihr Kind seine eigene Stimme zu entdecken beginnt, sollten die Lieder "kindgerechter"
werden, also einfache Texte besitzen und möglichst auch zunächst einfache Bewegungsabfolgen mit
einbeziehen.
Da Sie - wie die meisten Erwachsenen - von fast allen Liedern nur eine halbe oder maximal eine Strophe
beherrschen, bietet es sich an Bücher mit Texten anschaffen, denn die meisten Lieder haben drei oder
vier Strophen. Viele Texte finden Sie auch im Internet.
Bücher zum Thema finden Sie unter dem Punkt Musikliteratur
Bettina Treichl
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(ab)
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