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Donnerstag, 21. November 2024

Berufsbild

Allgemeine Berufsbeschreibung

Der Beruf der ErzieherIn ist aus drei ursprünglich eigenständigen Berufen entstanden. Bereits im Jahre 1928 wurden die Berufe "Kindergärtnerin" und "Hortnerin" zusammengefaßt. Zur Vereinigung mit dem Beruf "Jugend und HeimerzieherIn" kam es in den einzelnen Bundesländern Westdeutschlands jeweils verschieden zwischen 1962 und 1972. Im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 wurden ähnliche berufliche Ausbildungen in den östlichen Bundesländern in den Beruf der ErzieherIn integriert, so daß die heutige Ausbildung dazu befähigt, in allen Bundesländern als sozialpädagogische Fachkraft in den vielfältigen Bereichen der Jugendhilfe selbständig und eigenverantwortlich tätig zu sein.

ErzieherInnen werden überwiegend in Tageseinrichtungen für Kinder, in Einrichtungen der Heimerziehung und sonstigen betreuten Wohnformen, sowie zunehmend in Freizeitangeboten und Ferieneinrichtungen der Jugendarbeit tätig. Träger dieser Einrichtungen sind Kommunen, freie Wohlfahrtsverbände, Kirchen und sonstige Träger der freien Jugendhilfe, wie z.B. Elternvereine.1

Arbeitsmarkt

Die ErzieherInnen sind nach den LehrerInnen die zahlenmäßig größte Berufsgruppe des gesamten Bildungs-, Sozial-, und Erziehungswesen. Etwa 247.000 ErzieherInnen waren Mitte der 90er Jahre im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe erwerbstätig.2 In den Tageseinrichtungen für Kinder (alte Bundesländer) sind etwa 85% der ErzieherInnen erwerbstätig, in den neuen Bundesländern sind es 89% (alle Daten beziehen sich auf den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe), in Einrichtungen der Heimerziehung etwa 10% (alte Bundeländern) und 7% in den neuen Bundesländern. Innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe sind 97% der ErzieherInnen in den drei Arbeitsfeldern Tageseinrichtungen für Kinder, Einrichtungen und Maßnahmen der Erziehungshilfe (Heimerziehung) und der Jugendarbeit tätig.2

Der Beruf der ErzieherIn ist schon immer ein Frauenberuf gewesen und bis heute auch geblieben. Der Anteil an Männern ist ..."nie über die 7%-Marke gesprungen". 3 Die Altersstruktur hat sich dagegen verändert. 1974 waren 40% der ErzieherInnen jünger als 25 Jahre und fast 37% zwischen 25 und 40 Jahren alt. 1990 waren fast zwei Drittel der ErzieherInnen zwischen 25 und 40 Jahren, und nicht einmal 20% waren unter 25 Jahre alt. 3

Arbeitsfelder

Der ErzieherInnenanteil am Gesamtpersonal liegt in Kindertageseinrichtungen bei etwa 57% und ist somit um fast 20% gestiegen. In den anderen Bereichen sind die Anteile relativ konstant geblieben: in der Heimerziehung bei etwa 30%, in der Jugendarbeit bei 13%.3 

In der gesamten Kinder- und Jugendhilfe haben Kindertageseinrichtungen "einen Personalanteil von 55%, einen Einrichtungsanteil von 61% sowie einen Anteil an verfügbaren Plätzen von immerhin 87%".4 Damit sind Kindertageseinrichtungen neben der Schule die wichtigste pädagogische öffentliche Einrichtung und das einzige Arbeitsfeld der Jugendhilfe, welches von normalerweise jedem Kind durchlaufen wird3. Die Kindertageseinrichtungen unterscheiden sich in Kindergarten, Hort und Krippe. Der Kindergarten dominiert hier deutlich, fast 90% des Personals und des Platzangebotes (und 70% der ErzieherInnen der Jugendhilfe) gehören zu diesem Bereich5.

Die "Hilfe zur Erziehung" (klassisch Heimerziehung genannt) hat innerhalb der sich ausweitenden Jugendhilfe an Bedeutung verloren. Der Anteil am Gesamtpersonal der Jugendhilfe fiel von 19% (1974) kontinuierlich auf 14% (1990). Das beschäftigte Personal in diesem Bereich hat jedoch leicht zugenommen. Der Anteil der ErzieherInnen stieg sogar um 90% im gleichen Zeitraum. Der Anteil der Männer in den "Hilfen zur Erziehung" liegt mit etwa einem Drittel über dem Durchschnitt der gesamten Jugendhilfe. Die ErzieherInnen stellen mit etwa 30% die größte Berufsgruppe in diesem Arbeitsbereich, jedoch hat sich ihr Anteil seit 1982 nicht mehr erhöht. Der Anteil der diplomierten Sozialpädagogen steigt jedoch kontinuierlich an, und es könnte sich hier eine Trendwende abzeichnen6.

Ähnliche Veränderungen zeichnen sich auch in der Jugendarbeit ab. Dies ist zwar das einzige Arbeitsfeld, in dem der Anteil von Männern und Frauen relativ ausgeglichen ist, aber auch hier wird ein Rückgang der Berufsgruppe der ErzieherInnen sehr deutlich6.

Ausbildung

Ein mittlerer Bildungsabschluß und eine berufspraktische Vorbildung sind die Voraussetzungen für die ErzieherInnenausbildung. Die berufspraktische Vorbildung wird in den Bundesländern verschieden definiert: normalerweise ist eine einschlägige Berufsausbildung Bedingung für die Aufnahme an Fachschulen bzw. Fachakademien (in Bayern), allerdings differieren die Alternativen von einem einjährigen Vorpraktikum bis hin zu nicht einschlägigen Berufsausbildungen.

Insgesamt währt die Ausbildung an den Fachschulen für Sozialpädagogik drei Jahre. Die Ausbildung gliedert sich in fachtheoretischen und fachpraktischen Unterricht. Die Fachtheorie ist unterteilt in 13 Fächer, die vielfach unabhängig voneinander nebeneinander stehen, was in den letzten Jahren vermehrt zu Kritik und auch zu Reformansätzen und Modellversuchen in einzelnen Bundesländern geführt hat. In der Fachpraxis werden von den Schulen organisierte Praktika durchgeführt. Ein einjähriges Berufspraktikum, begleitet von der Fachschule durch Praxisbesuche und Blockunterricht, stellt das dritte Ausbildungsjahr dar. Die Ausbildung schließt ab mit einer größeren Arbeit und einer Prüfung, die zur staatlichen Anerkennung führt. In einigen Bundesländern ist das Berufspraktikum stärker in die gesamte Ausbildung integriert.

Die Fachschulen für Sozialpädagogik sind teils kommunal und teils kirchlich organisiert und konzipiert.Die Organisationsstrukturen reichen von großen Schulverbünden (hauswirtschaftliche und andere Berufs- und Berufsfachschulen) bis hin zu kleinen überschaubaren Fachschulen mit kleinen Kollegien, an denen der Unterricht teilweise von Honorarkräften geleistet werden muß. Nicht nur in der unterschiedlichen Trägerschaft zeigt sich die Uneinheitlichkeit der deutschen Ausbildungslandschaft, sondern auch in der völlig unterschiedlichen gesetzlichen Regelung der einzelnen Ausbildungsgänge in den 16 einzelnen Bundesländern. Es gibt zum Teil erhebliche Unterschiede in den Ausbildungs- und Prüfungsordnungen, Studienordnungen und Lehrplänen. Um trotz der föderalistischen Struktur ein möglichst hohes Maß an Gemeinsamkeit zu erreichen, wird in Ausschüssen der Bund-Länder-Kommision an gemeinsamen Rahmenvereinbarungen gearbeitet, die dann allerdings oft nur mühsam politisch verabschiedet werden, auf der Grundlage von weichen Formulierungen und teils problematischen Kompromissen.

Seit den 70iger Jahren ist das Ausbildungsniveau in der Diskussion, da der europäische Vergleich zeigt, daß in den Nachbarstaaten das Niveau durch die oftmals akademische Ausbildung und die Spezialisierung auf bestimmte Tätigkeitsfelder höher ist. Im Zuge der Europäisierung ist also eine Reform der deutschen ErzieherInnenausbildung durchaus angebracht. Allerdings wird angesichts der angespannten Arbeitsmarktlage eine Spezialisierung  als Nachteil angesehen, da Flexibilität eher angesagt ist7.

Literatur:

1 vgl. Nieders. Kultusministerium, April 97)
2 vgl. Beher, Karin: Das Berufsbild der ErzieherInnen: vom fächerorientierten zum tätigkeitsorientierten Ausbildungskonzept; Neuwied; Berlin; Luchterhand 1999; S. 19ff
3 vgl. Rauschenbach, Thomas, u.a.: Die Erzieherin; Ausbildung und Arbeitsmarkt; 2. Auflage; Juventa Verlag, Weinheim 1996; S.62ff
4 vgl. Rauschenbach, Thomas, u.a.: Die Erzieherin; Ausbildung und Arbeitsmarkt; 2. Auflage; Juventa Verlag, Weinheim 1996; S.73
5 vgl. Rauschenbach, Thomas, u.a.: Die Erzieherin; Ausbildung und Arbeitsmarkt; 2. Auflage; Juventa Verlag, Weinheim 1996; S.74ff
6 vgl. Rauschenbach, Thomas, u.a.: Die Erzieherin; Ausbildung und Arbeitsmarkt; 2. Auflage; Juventa Verlag, Weinheim 1996; S.83ff
7 vgl. von Derschau, Dietrich; Thiersch, Renate: Überblick über die Ausbildungssituation im Bereich der Tagesbetreuung von Kindern in: Thiersch, Renate; Höltershinken, Dieter; Neumann, Karl (Hrsg.): Die Ausbildung der Erzieherinnen: Entwicklungstendenzen und Reformansätze; Weinheim; München; Juventa Verlag 1999 S.14-29

(ab)

 
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Letzte inhaltliche Änderung: 13.01.2002

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