Der Situationsorientierte Ansatz
Der Erziehungsauftrag des Kindergartens besteht darin, Kindern aufgrund ihrer als zerissen erlebten Welten,
eingegrenzten Lebensräume und zerteilten Zeiten vielfältige Möglichkeiten zu bieten, gegenwärtig belastende
und unverarbeitete, in der Vergangenheit liegende Erlebnisse und Erfahrungen zu verarbeiten, um gegenwärtiges
Leben von sich und der Umwelt gefühlsmäßig zu begreifen und zu verstehen, Identität weiterzuentwickeln
bzw. auszubauen, um künftige Lebenssituationen kompetent und in Verantwortung vor sich und anderen zu
bewältigen.
Der Bildungsauftrag des Kindergartens besteht in einer ganzheitlichen Unterstützung der Handlungs-,
Bildungs-, Leistungs- und Lernfähigkeit von Kindern unter besonderer Berücksichtigung kultureller Werte
und religiöser Erfahrungen. Dieser Bildungsauftrag ist nur einzulösen bei bewußter Ablehnung eines schulvorgezogenen
Arbeitens und bei oberster Wertschätzung des Spiels.
Der Kindergarten ist damit nicht ein Ort, an dem Kinder Wissen aufnehmen und an erster Stelle kognitiv gefördert werden,
sondern die Grundlagen für ein kognitives Lernen erweitern. Der spätere Erfolg des schulischen Lernens
hängt also davon ab, wie intensiv Kinder Neugierde und Motivation zur Verfügung haben und so Spaß am
Lernen entfalten können.
Nicht das Lernen steht im Vordergrund, sondern das Erfahren von Sinnzusammenhängen, bei dem ein
Lernen geschieht. Ein Lernen als Folge aktiven Tuns.
Der "Situationsorientierte Ansatz" in der sozialpädagogischen Praxis versteht
sich als Arbeitsansatz, der Kindern und Eltern und auch den Erzieherinnen selbst die Chance zu bieten versucht,
Kindergartenarbeit als eine Form der Entwicklungsunterstützung in Sinnzusammenhängen zu verstehen und das
alltägliche Miteinander, Leben und Lernen mit Kindern und Eltern so zu organisieren, daß Zeit, Raum und
Lebenswelt bewußt neu erfahren werden können, um die Grundlage der Entwicklung zu festigen.
Kindergarten kann sich verstehen als eine Insel, auf der Kindern fern der realen und individuellen Lebensbedingungen
eine Pädagogik geboten wird, die sich durch sich selbst erhält und dafür sorgt, daß Kinder in zwei unterschiedlichen
Welten aufwachsen.
Auf der anderen Seite kann sich der Kindergarten als ein Ort verstehen, der ein Inselleben bewußt verneint.
Ein Kindergarten, der seine Pädagogik als einen aktiven Beitrag versteht, Kindern zu helfen
- ihre Situationen zu fühlen, zu begreifen und zu verstehen
- Handlungsmöglichkeiten zu entdecken und zu entwerfen, die darauf ausgerichtet sind, die Gegenwart als das
Wesentliche ihres Lebens zu erfahren, in der es sich lohnt, aktiv und lebendig zu leben.
Der "Situationsorientierte Ansatz" ist daher ganz eng mit den aktuellen Daten, Lebenssituationen
und Biographien der Kinder verbunden.
In diesem Ansatz muß man also versuchen die genauen Lebensbedingungen der Kinder in der Gruppe in Erfahrung
zu bringen.
(ab)
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